Deutsche Fußball-Nationalmannschaft nicht ausgeschlafen genug…?
Bildbeschreibung: gestresster Reisender, Bild: Dim Tik, Quelle: Shutterstock
Leistungsbereitschaft ja, ausgeschlafen genug nein! Könnte so das Fazit der Europameisterschaftsleistung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Frankreich 2016 zusammengefasst werden?
Ich persönlich fand die Leistung der deutschen Mannschaft in Frankreich nicht schlecht. Die Mannschaft hat im Großen und Ganzen ein gutes Turnier gespielt. Die Einstellung der Spieler hat gestimmt und an mangelndem Einsatz hat es wohl nicht gelegen. Was könnte die Mannschaft des Weltmeisters jedoch noch besser machen, und welche Entscheidungen im Umfeld könnten überdacht werden?
Bei der Analyse nach dem Spiel gegen Frankreich gestern waren sich viele einig, dass die Mannschaft eigentlich nicht schlecht gespielt hatte (hoher Ballbesitz), aber es ihr an „Durchschlagskraft“ gemangelt hat. Zudem fehlten, aufgrund von Verletzungen wichtige Spieler, so dass eingeübte und erprobte Spielzüge, sowie Abläufe nicht entsprechend ausgeführt werden konnten. Folge daraus waren viele individuelle Fehler, die besonders bei den beiden Toren (Handspiel-Schweinsteiger, Rückpass Kimmich) zu der Niederlage führten. Es waren jedoch nicht nur individuelle Fehler, sondern auch „Fehlerketten„, wie die Fußballexperten feststellten, die zu den Toren, und damit zu der Niederlage beitrugen.
Verletzungen von Spielern und Fehler im Spiel können unterschiedliche Ursachen haben, es kann jedoch auch sein, dass es gemeinsame Ursachen gibt.
Im Fall der deutschen Mannschaft meine ich eine solche gemeinsame Quelle gefunden zu haben. Es spricht meiner Einschätzung nach sehr viel dafür, dass der Schlafrhythmus und die Schlafqualität bei Schlüsselspielern wie Gomez, Khedira, Boateng, Schweinsteiger, Müller, Kimmich und Neuer während des Turniers nicht optimal war.
Woher kommt diese Einschätzung und welche Belege gibt es dafür?
Ein scheinbar zufälliges Bild hat mich auf diese Spur gebracht. Thomas Müller, ein Offensiv- und Schlüsselspieler, der im Vergleich zu anderen Turnieren, bei dieser EM ohne Torerfolg blieb, zeigte sich während des Turniers mit einem Kopfkissen unter dem Arm, auf der Reise zwischen dem Quartierhotel in Evian und dem Spielort am nächsten Tag.
Die Frage drängt sich auf, warum ein Spieler mit (s)einem Kopfkissen von einem Hotel zum anderen reist. Braucht er ein besonderes Kissen? War er auf dem Weg so müde oder hat er grundsätzlich einfach schlecht geschlafen und jede Möglichkeit gesucht, noch eine gesunde „Mütze voll Schlaf“ zu nehmen?
Ein weiteres Indiz für die möglichen Schlafdefizite läßt sich in zwei Schlüsselszenen des Turniers finden. Die Handspiele von Boateng und Schweinsteiger, die jeweils zu Elfmetern in den Spielen gegen Italien und Frankreich führten. Boateng beschrieb es selber ungefähr so:“ Ich habe die Hände einfach nicht mehr schnell genug nach unten bekommen.“
Der selbe Spieler, Boateng, übrigens anerkannter Führungsspieler des Teams, der im Frankreichspiel verletzt (scheinbar ohne Fremdeinwirkung) ausgewechselt werden musste, litt möglicherweise unter einem Schlafdefizit oder falschem Schlafrhythmus.
Verletzungen bei Sportlern haben vier Hauptursachen:
1) Falsches oder fehlendes Training
2) Falsche Ernährung
3) Fehlender Schlaf
4) Fremdverschulden
Im Fall von Boateng und den meisten anderen deutschen verletzten Spielern können Punkt 1), 2) und 4) wohl ausgeschlossen werden. Bleibt Punkt 3, der Schlaf.
Interessant war zu beobachten, dass die Organisation des Teams, um Teammanager Oliver Bierhoff, auf den Schlafrhythmus der Spieler, bei den Reiseplanungen während des Turniers, nicht besonders geachtet hat. Es war augenfällig, dass die Mannschaft nach den Abendspielen erst am nächsten Morgen so gegen 6 Uhr früh wieder in ihrem Hotel in Evian ankam. Damit hatte sie in mehreren Nächten während des Turniers ihren gesunden und wichtigen Schlafrhythmus verloren. Es erscheint mir plausibel, dass die Mannschaft (bzw. Teile der Mannschaft, siehe Spieler oben) dies nicht mehr adäquat kompensieren konnte, was in der Folge zu Verletzungen, individuellen Fehlern, Fehlerketten und mangelnder „Durchschlagskraft“ führte.
Eine Konsequenz aus dieser Beobachtung könnte sein, dass man in Zukunft nicht nur bei der Anreise am Vorabend, am Spielort schläft, sondern auch in der Nacht nach dem Spiel, während eines Turniers.
Jogi Löw und sein Team haben sich vorgenommen, in den nächsten Tagen und Wochen zu analysieren, was beim Turnier in Frankreich gut war und was noch verbessert werden kann.
Ich wünsche allen dabei eine glückliche Hand und hoffe, dass das Thema „Schlaf“ dabei die notwendige Aufmerksamkeit erhält, frei nach dem Motto „aus der Ruhe wächst die Kraft“ für neue Erfolge und gute Entscheidungen!
Ihr Felix Schürholz, Kontakt
Coaching & Entscheidungscoaching in der Naturheilpraxis im Kurz´nhof, Am Rathausplatz in Grünwald (im Süden von München)
Thomas Müller gestern in der Süddeutschen Zeitung:“Jeder Mensch, der gut trainiert ist, kann alle vier Tage viele Kilometer in hoher Intensität laufen“, betont Müller, stets einer der Lauffreudigsten in der deutschen Mannschaft, „aber es geht um mentale Ruhepausen.“ Ewald Lienen legt nach:“ „Die Spitzenspieler sind für mich völlig überlastet,…“Diese Leute können sich fast nie regenerieren oder erholen.“ http://www.sueddeutsche.de/sport/fussball-em-thomas-mueller-mental-ist-das-schon-eine-grosse-belastung-1.3068195
Hier eine kurze Erklärung, warum guter Schlaf so wichtig ist. DR. MED. H.C. GÜNTHER W. AMANN-JENNSON: „Mehr Schlaf verbessert sportliche Leistungen“,…“ Das Gehirn wiederholt automatisch am Tag geschehene Abläufe im Schlaf noch einmal, was dazu führt, dass Trainingsinhalte und Bewegungsmuster noch besser gespeichert werden.“…“Bereits eine Veränderung im Schlafrhythmus um nur ein bis zwei Stunden, kann die Leistungsfähigkeit eines Menschen stark beeinflussen, was gerade bei Sportlern sehr schnell bemerkbar wird.“ Quelle: http://www.einfach-gesund-schlafen.com/allgemein/schlafen-als-schluessel-zum-erfolg-was-leistungssport-mit-schlafen-zu-tun-hat
Borussia Mönchengladbach macht es in der Championsleague gegen Manchester City besser:
„Für die Mannschaft wurde nach der Festlegung auf die übliche Königsklassen-Startzeit eine kleine Chartermaschine geordert, die das Team am Donnerstag um 10.30 Uhr nach Deutschland bringt. Das Ziel: vernünftig ausschlafen und nicht völlig übermüdet direkt in der Nacht zurückreisen.“
http://www1.wdr.de/sport/fussball/manchester-city-moenchengladbach-neuansetzung-100.html
Neues zum Thema Schlaf im Spitzensport: Insbesondere der Fussball kann hier noch aufholen, Tim Meyer, Teamarzt der deutschen Nationalmannschaft „hat das Thema auf dem Zettel“ http://www.sportschau.de/weitere/allgemein/schlaf-regeneration-100.html