Was ist „Decision Timing – Proaktive Entscheidungsentwicklung“?

Was ist „Decision Timing – Proaktive Entscheidungsentwicklung“?
Bildbeschreibung: Decision Timing – Proaktive Entscheidungsentwicklung, hier beispielhaft unter Anwendung einer Uhr, eines Kalenders oder eines speziell hierfür entwickelten Decision Timers (Entscheidungswecker). Photo: Blazej Lyjak

1) Definition

Vorab eine einleitende Definition: „Decision Timing – Proaktive Entscheidungsentwicklung“ steht für das systematische Herbeiführen von proaktiven, weniger voreingenommen, kreativeren und nachhaltigeren Entscheidungen.

Anders als in der klassischen, weit verbreiteten und einfachen Sicht der Entscheidungsfindung, werden Entscheidungen beim Decision Timing nicht als statisch oder isoliert betrachtet. Wenn Sie so wollen, ist Decision Timing daher ein ganzheitlicher Ansatz. Unerlässlich bei dieser Betrachtung ist, dass Entscheidungen, sowohl im Kontext und Bezug zu anderen Entscheidungen, als auch im Hinblick auf ihre ganze Tragweite und Konsequenzen gesehen werden.

Statt dem üblichen Entscheidungsschnellschuss, nimmt sich Decision Timing – Proaktive Entscheidungsentwicklung Zeit.

Offenheit, Lernbereitschaft und der Wille zur positiven Veränderung sind Grundvoraussetzungen zur erfolgreichen Anwendung von Decision Timing.

Decision Timing ist kein Prozess, den man/frau einfach geschehen lassen kann. Man muss selber aktiv werden, und den Prozess selber aktiv gestalten!

Der Prozess kann nicht von außen verordnet oder gefordert werden, er muss vollkommen frei und aus eigenem Antrieb heraus erfolgen.

Decision Timing bedeutet, sich auf den Weg hin zu einer Entscheidung zu machen, aus einer Haltung der Gelassenheit, der Annahme und der inneren Kraft. Statt reaktiv und unter permanentem Stress, sich außer Atem einer Entscheidung, wie einem gefährlichen und schrecklichen Brandherd zu nähern, zeichnet sich Decision Timing durch inneren Frieden (proaktiv aus dem Frieden heraus statt reaktiv aus dem Stress), Freiheit (weniger voreingenommen), Lebendigkeit (mehr Kreativität) und einer liebevollen Grundhaltung (Nachhaltigkeit) aus.

Decision Timing kommt in der Regel bei komplexen Entscheidungen mit hoher Tragweite zum Einsatz. Zum Beispiel etwa bei der Frage, welcher Job oder welcher Arbeitgeber ist der richtige für mich.

Oder aus der Perspektive einer Person, die eine Stelle zu vergeben hat, welcher Kandidat bzw. welche Kandidatin ist die richtige für den Job, mit welcher genauen Jobbeschreibung.

Oft geht es um wichtige und identitätsstiftende Entscheidungen, die wir für uns, und vor anderen, vertreten müssen. Wie wir zu diesen Entscheidungen kommen können, beschreibt „Decision Timing“ bzw. der „Prozess der proaktiven Entscheidungsentwicklung„.

2) Was bedeutet Proaktivität?

Der Begriff Proaktivität wird generell oft im Zusammenhang von antizipierendem und vorausplanendem Verhalten angewendet. Ursprünglich wurde der Begriff jedoch nur ganz begrenzt in der experimentellen Psychologie der 1930er für eine besondere Form von „hemmendem“ Verhalten genutzt (siehe proactive inhibition beschrieben durch Paul Whiteley und Gerald Blankfort).

Bekannt im deutschen Sprachraum wurde der Begriff 1946 durch den österreichischen Autor, Neurologen und Psychiater Viktor Frankl. Er benutzte den Begriff im Zusammenhang seiner persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen als Gefangener und Überlebender des deutschen Konzentrationslagers Auschwitz  im 2. Weltkrieg. Zentraler Aspekt der Proaktivität nach Frankl, beschrieben in seinem Buch: „… trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager„, ist die Möglichkeit einer jeden Person, selbst in Anbetracht der schlimmsten Grausamkeit, Gewalt und Bedrohung, dem Leben immer noch einen Sinn abzugewinnen. Psychologisch betrachtet erlaubt die Proaktivität, die bewusste Steuerung, des eigenen Verhaltens, unabhängig von äußeren Einflüssen, indem das Schema von Reiz und darauf folgender Reaktion durchbrochen wird.

Menschen, die proaktiv handeln sind daher, eigenständig und in der Lage nicht nur ihren Seelenfrieden zu erhalten, trotz schwierigster Umstände, sondern auch diese schwierigen Umstände zu überleben und in bessere und glücklichere Umstände zu wandeln.

3) Was bedeutet Entscheidungsentwicklung?

Beim Decision Timing – Proaktive Entscheidungsentwicklung werden Entscheidungen nicht aus dem Stand, wie bei der einfachen Entscheidungsfindung, sondern nach dem Durchlaufen eines Prozesses und vielen Entwicklungsschritten gefällt. Um weniger voreingenommen, kreativer und nachhaltiger entscheiden zu können, braucht es Zeit und einen Entwicklungsprozess. Eine gute Entscheidung will ausreichend und angemessen formuliert sein. Sie sollte alle notwendigen und möglichst viele (soweit praktisch) unterschiedliche Perspektiven, Optionen und Szenarien, entwerfen, untersuchen, ausprobieren und bewerten. Ein mehr-dimensionaler Finalisierungsprozess, der sowohl Kopf-Elemente (Ratio, Vergangenheits-Perspektive), Bauch-Elemente (Gefühl, Gegenwarts-Perspektive), sowie Bein-Elemente (konkrete Erfahrungen, Zukunfts-Perspektive) beinhaltet, sollte eine ausgewogene, balancierte und ganzheitliche Entscheidung ermöglichen.

Um dies praktisch umzusetzen, bietet sich die systematische Nutzung eines Entscheidungsentwicklungs-Methodenbaukasten an, wie der hier unterhalb, in Bild 1, gezeigte.

Jede der hier definierten 21 Methoden (siehe Decision Timing Buch für Details), hat eine eigene Position und Perspektive im Bezug auf die Dimensionen von Distanz & Nähe, sowie Tradition & Veränderung. Als direkt, körperliche Erfahrung, kann dies auch in den Dimensionen von Temperatur und Schallintensität, individuell verortet, geprüft und bewertet werden.

Indem systematisch und ausgewogen, Methoden so aus den hier präsentierten Quadranten und Dimensionen gewählt werden, entsteht mit hoher Wahrscheinlichkeit auch am Ende, eine ganzheitliche und ausbalancierte Entscheidung.

Bild 1: Entscheidungsentwicklungs-Methodenbaukasten auf der S&T (Schall & Temperatur) Karte, Felix Schürholz 2017

Um es kurz noch einmal zusammen zu fassen: Zentrales Element der Entscheidungsentwicklung ist also die Anwendung mehrerer, unterschiedlicher Methoden im Entscheidungsfindungsprozess, um Optionen und Szenarien unter unterschiedlichsten Aspekten und Perspektiven zu beleuchten, zu erfahren und zu bewerten.

4) Zielentwicklung: Das eigene, richtige Maß finden und anwenden

In der einfachen Entscheidungsfindung werden Entscheidungen, in der Regel, als gegeben angesehen. Ob die Entscheidung für den Entscheider leicht oder schwierig, oder vielleicht sogar unmöglich ist, findet selten Berücksichtigung. Beim Decision Timing – Proaktive Entscheidungsentwicklung, wählt der Entscheider sein Ziel und seine Entscheidung selber und aus freien Stücken. Sie oder er bestimmen selber wie schwierig, komplex oder herausfordernd die Entscheidung sein soll. Manchmal ist die Zeit noch nicht reif eine wichtige Entscheidung zu fällen, mitunter wenn die nötigen Ressourcen zur Umsetzung noch nicht zur Verfügung stehen. Dieser Zustand ist in der Entscheidungsforschung als Entscheidungsvermeidung (Decision Avoidance) bekannt (siehe Bild 2, unterhalb, linker Teil des Bildes).

Entscheidungsvermeidung, kann wie oben beschrieben, positiv und funktional sein, sie kann aber auch genauso gut negativ und dysfunktional sein, wenn eine alternative Haltung bzw. leichtere Zielsetzung geboten wäre. Prokrastinierer und Perfektionisten neigen dazu in diesem Zustand der Entscheidungsvermeidung zu verweilen, meistens freiwillig (zumindest in der Selbstwahrnehmung) und ohne objektive Not.

Bild 2: Zielkorridor für optimale Entscheidungsfindung und proaktive Entscheidungsentwicklung (Decision Timing), Felix Schürholz 2017/2018

Ziel des Decision Timings – Proaktive Entscheidungsentwicklung ist es, Entscheider in den „Sweet Spot“ oder optimalen Bereich der Selbstwirksamkeit zu führen (siehe Bild 2, oberhalb Mitte), damit für den Entscheidungsprozess ein Höchstmaß an Motivation und realistischer Optimismus zur Verfügung stehen. Mit anderen Worten geht es darum, im Entscheidungsprozess zu erkennen und auszuloten, welche Entscheidung nicht zu schwer und auch nicht zu leicht ist. Wie so oft im Leben, liegt auch hier das Optimum, meistens in der Mitte.

5) Aus der Balance und aus der inneren Mitte heraus entscheiden

Magisches-Viereck der Lebensbalance 2013
Bild 3: Magisches Viereck der Lebensbalance, Felix Schürholz 2013

Jeder von uns, der schon einmal versucht hat auf einem Bein oder auf einer Slackline zu balancieren, kennt das Phänomen. Ohne innere Ruhe bzw. einen fixen Punkt, auf den Sie sich konzentrieren können, gelingt die Balance bzw. das Gleichgewicht nicht.

Beim Decision Timing, der Proaktivität und der Entscheidungsentwicklung, ist es nicht anders.

Wie oben eingeführt, gibt es unterschiedlichste Perspektiven, Terminologien oder Kriterien, die Sie nutzen können, um zu entscheiden welche Lösung oder Option(en), Sie am Ende Ihres proaktiven Entscheidungsentwicklungsprozesses wählen wollen. Unabhängig von entscheidungsspezifischen Kriterien, die Sie für Ihre Entscheidung entwickelt und formuliert haben, gibt es immer auch noch übergeordnete Kategorien, die Sie bei einem ganzheitlichen Entscheidungsprozess berücksichtigen sollten.

Unter Definition 1) wurden bereits die Kriterien proaktiver (friedvoller), weniger voreingenommen (freier), kreativer (lebendiger) und nachhaltiger (liebevoller) eingeführt. Diese 4 Kriterien einer gelungenen Entscheidung lassen sich auch den 4 wichtigsten Aspekten der Lebensbalance in Bild 3 (siehe oberhalb) zuordnen.

Der erste Aspekt der Gesundheit, und „des-sich-Gesundhaltens“ mit entsprechenden Freizeitaktivitäten, ist wohl der Ausgangspunkt aller proaktiven und friedvollen Entscheidungen. Er steht verbunden und in Balance mit einer frei gewählten und sinnvollen Aufgabe bzw. Arbeit, die in ihrer Ausübung zu Freiheit und konkreter, unvoreingenommener Erfahrung  führen kann. Teilweise geschenkt, teilweise erarbeitet und in Balance zu diesem ersten Paar befinden sich die Aspekte Familie/Freunde, sowie Werte/Überzeugungen. Familie/Freunde sorgen idealerweise für lebendige, kreative und freudvolle Beziehungen. Diese wiederum sollten in Ergänzung zu den Werten/Überzeugungen liebevoll und nachhaltig ausgeprägt sein, damit die Gesamtbalance gelingen kann.

Zusammenfassung

Anders als in den Artikeln, die ich bisher zum Thema Decision Timing geschrieben habe, ging es in diesem Artikel nicht darum die einzelnen Elemente und die Funktion von Decision Timing – Proaktive Entscheidungsentwicklung genau zu erklären, sondern unterschiedliche Zugänge zum Thema aufzuzeigen. Es gibt wahrscheinlich so viele verschiedene Zugänge zum Thema, so wie es unterschiedliche Menschen gibt. Insbesondere das Thema der großen Lebensentscheidungen und der generellen Lebensführung ist kein Thema, mit dem die meisten von uns sich sehr häufig beschäftigen. Dies mag auch der Grund sein, warum das Thema Entscheidungsfindung bei vielen keine oder nur eine geringe Beachtung findet.

Daher war es das Ziel in diesem Artikel möglichst viele Zugänge zu diesem wichtigen Thema zu entwickeln. Sie mögen ein religiöser Mensch, oder auch kein religiöser Mensch sein, die Herausforderungen bezüglich Entscheidungen, sind in beiden Fällen die gleichen. Ob Sie im Dialog mit Gott oder etwas anderem stehen, was größer ist, als Sie selbst, am Ende müssen immer Sie selber entscheiden.

Welche Zugänge Sie wählen und welche Haltungen Sie dabei einnehmen ist was die grundsätzlichen Herausforderungen von Entscheidungen betrifft schließlich unerheblich. Die frühen Mönche empfahlen Entscheidungen nach den Kriterien von Friede, Freiheit, Lebendigkeit und Liebe zu bewerten. Da, wo diese Kriterien am meisten ausgeprägt waren, sahen sie die beste Entscheidung.

Heute ist unsere Terminologie häufig ein bisschen anders, wir bewerten nach Gesundheit, Erfüllung in der Arbeit, Kreativität und unseren Werten, und meinen (davon bin ich überzeugt) das Selbe.

Decision Timing – Proaktive Entscheidungsentwicklung ist ein ganzheitlicher und nachhaltiger Ansatz, dessen Ziel es ist Entscheidungen proaktiver (friedvoller), weniger voreingenommen (freier), kreativer (lebendiger) und nachhaltiger (liebevoller) zu fällen. Wie dies im Detail funktioniert habe ich in meinem Buch “Decision Timing: More Awareness, New Insights, Smarter (Method & Tool assisted decision making) erhältlich als E-book oder Taschenbuch auf Amazon, beschrieben. Das Werkzeug, um den Prozess des Decision Timings praktisch umzusetzen, ist der Decision Timer (Entscheidungswecker), siehe Beschreibung im Buch.

Wer vorher noch ein paar mehr Argumente zum Kauf des Buches benötigt, dem empfehle ich folgende Artikel:

(Deutsch)

Fremdwort “Entscheidungsterminierung” – Lektion 1 aus “Decision Timing” Buch
“Zielmanagement & Entscheidungsterminierung” – Lektion 2 aus “Decision Timing” Buch
Entscheidungsterminierung (a.k.a. Decision Timing): Jetzt in die Entscheidungen für 2018 investieren

(Englisch)

Decision Timing: Five Conceptual Leaps that lead to more Creative Decision Making
Decision Timing: The “HOWTO” for proactive decision making
How to make time for “Decision Timing”

Falls Sie noch weitere Fragen zum Thema Decision Timing und dessen Anwendung haben, oder ein Coaching zum Decision Timing wünschen, können Sie mich gerne kontaktieren.

Ihr Felix Schürholz,  Kontakt

Coaching & Entscheidungscoaching im Naturheilzentrum Grünwald, Am Rathausplatz 1  im Kurz´nhof  (Grünwald liegt im Süden von München)

CoachFelix

2 Gedanken zu “Was ist „Decision Timing – Proaktive Entscheidungsentwicklung“?

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